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/ Izidora I LETHE, _____ (breath, blow, kiss), 5. April – 4. Mai 2024, Eröffnung 4. April 2024, kuratiert von Céline Matter /


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Wäre ich Feuer, würde ich die Welt wegbrennen

Virginia Ariu, Selina Lutz, Georges Rey, Simeon Sigg, Arnaud Wohlhauser
8.7.–13.8.2022

with readings by Virginia Ariu, Karolin Braegger, Eva Bühler, Johanna Vieli and Arnaud Wohlhauser on beach towels

organized by Chantal Kaufmann & Julia Künzi









Die Fenster stehen offen. Die Luft zirrt, steht still. Die dem Wetter verschuldete Leichtigkeit erschwert das Denken. Jemand beginnt etwas zu sagen, die Worte bleiben liegen ohne zum Punkt zu finden. Vielleicht hat er sie auch nur gedacht, oder ich habe an sie gedacht.

Wir sprachen über eine Sommerausstellung. In Les Ateliers du Paradis verbrachten die Künstler Pierre Joseph, Philippe Parreno and Philippe Perrin den Sommer von 1990 gemeinsam in den Räumen der Galerie Air de Paris in Nizza. Dort schrieben sie Wunschlisten und schufen ein Set aus riesigen Spielzeugen, Gym-Geräten, Kunstwerken, Hightech-Einrichtungen und Designermöbeln, luden Freunde ein und veranstalteten Feste und Nachtessen.

Was davon in Wäre ich Feuer, würde ich die Welt wegbrennen durchscheint, ist der Sommer und Georges Rey, der im Film Les enfants gâtés de l’art (1991) das damals Geschehene festhielt. Die Erzählung eines Ereignisses von vor über 30 Jahren ist geprägt von Lücken und Unschärfen. So liess er, wie in Canards von 1983 die Protagonist*innen das Bild führen. Im Film Fleurs (1979) rastet es für mehrere Frames auf Blumen, während Blüte um Blüte fokussiert wird. Der Film steht beispielhaft für Reys Interesse am Trivialen, das auf zahlreiche Dokumentationen von Punk-Konzerten folgt, in denen die Kameraführung von den Geschehnissen auf der Bühne und im Publikum bestimmt wurde.

Selina Lutzs Test ist auf Seide gemalt und mit Tintenkiller wieder ausgelöscht. Zurück bleibt eine Doppelung als Spiegelbild und als Rohrschach-Test, der psychologischen Diagnose, die aufgrund der Deutung gespiegelter Farbklecksen Einblick in die Persönlichkeitsstruktur gibt. Im Kontrast zu der luftigen Seide stehen I’m afraid of the fear, Lutz’ Hüte aus Blei. In dasselbe giftige Material hämmerte sie Höhen und Tiefen und lässt durch Einkerbungen das Bild eines Feuers entstehen.

Die Collagen und Skulpturen von Virginia Ariu bestehen aus gefundenen Materialien. Die in diesem Fall auf ein Zigaretten Paket montierten Bilder entnimmt sie dem Finanzmagazin The Economist. Das in ihrer Arbeit wiederkehrende Motiv der Achterbahn lässt sich in der Luftaufnahme von Dubai erkennen und wiederholt sich in der Gestalt eines Treppengeländers, das sich spiralförmig um sich selbst dreht.

In seiner Musik-Performance day 1 of getting rid of my trampoline guilt (really sad and unbounced) reagiert Simeon Sigg auf die architektonischen Gegebenheiten des Raums und auf die Werke der anderen Künstler*innen. In der Musik treten durch Field Recordings, Saxophon, synthetische Klänge und Gesang weitere Räume hervor. Dabei bindet er Props, wie die Kerzen des Künstlers Mattia Comuzzi mit ein. Diese zusätzlichen Akteure, so wie die Musik selbst, lässt er zwischenzeitlich zu den eigentlichen Performer:innen werden.

Wie eine Notation, gibt Arnaud Wohlhausers Installation zZzZzZzzZzzzZ den stillen Soundtrack im Raum vor. zZzZzZzzZzzzZ ist auch Score für eine Tätigkeit, die fast ohne Bewegung auskommt, dem Schlafen. Der Buchstabe “Z” wurde über Jahrhunderte nur selten benutzt und danach komplett durch “S” ersetzt, so verlor es seinen Platz im lateinischen Alphabet. Erst bei der Wiedereingliederung wurde ihm die heutige Schlussposition zugewiesen.

Statt der Übertragung menschlicher Eigenschaften auf eine Idee oder eine Sache wird die sprechende Figur zu etwas ausserhalb sich selbst, etwas Anorganischem oder Elementaren. Die Destruktion ist nur eine Möglichkeit und der Satz erst der Beginn, die Geschichte kann auch andere Drehungen nehmen.


Wäre ich Feuer, würde ich die Welt wegbrennen ist eine Sommerausstellung kuratiert von Chantal Kaufmann und Julia Künzi.
Die Performance von Simeon Sigg findet an der Eröffnung am 7. Juli um 20 Uhr statt. Zum Closing am 14. August 2022 liest Arnaud Wohlhauser einen Text über Bänke.





Mark