BINZ39


/ Georg Keller und Ella Littwitz, Guggenheim-Preis/Residency 2018–2023 /

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MONIKA STALDER
3.6 - 2.7.2016


Kuratiert von Irene Grillo


Bilder von Peter Hauser

Monika Stalder arbeitet vorwiegend konzeptionell und auf Papier. Ihre Arbeiten bewegen sich zwischen geometrischer Strenge und fliessender Unkontrollierbarkeit. Die Nass-in-Nass-Technik, welche sie für ihre Tusche- und Aquarellarbeiten verwendet, zwingt sie zu einer langsamen und doch instinktiven Arbeitsweise. Obwohl sie hauptsächlich mit konstruierter Geometrie arbeitet, kann Stalder die Ergebnisse nur bedingt kontrollieren, da die definitiven Formen erst durch den Trocknungsprozess entstehen. Die Künstlerin arbeitet auch installativ und produziert jährlich eine Videoarbeit.

Stalder interessiert sich für die feinen Variationen, die durch die einfache Wiederholung einer gleichen Form – meist einer Raute – entstehen können. Indem sie verschiedene Papierformate für ihre Arbeiten verwendet und Farben einsetzt, versucht Stalder den Entstehungsprozess der Differenzen zu beeinflussen, wobei diese meistens auf das effektive zeichnerische Moment zurückzuführen sind.

Für ihre Abschlussausstellung hat Stalder minimale Eingriffe vorgenommen, welche die Ausstellungsräume und deren Wahrnehmung stark verändern. Durch den Rückbau einer Wand hat sie ein drittes Fenster freigelegt und somit die Räumlichkeiten der BINZ39 auf ihre ursprüngliche Form zurückgeführt. Durch Filterfolien an den Fenstern entstehendes, violettes Licht verleiht den Innenräumen eine traumähnliche Atmosphäre und lässt die gegenüberliegende, silber gestrichene Wand transluzent wirken. Das farbige Licht reflektiert von der Wand und füllt somit den Raum.

Ausgangspunkt für das gesamte Raumkonzept ist die Idee eines existierenden Raumes, den Stalder nie besucht hat, jedoch aus Erzählungen von Dritten kennt. Es handelt sich um eine Art Nachbau einer Raumbeschreibung oder, wie die Künstlerin sagt, um „eine Idee von einer Idee, die wie ein Traum nur im Kopf erlebt wird“. Stalders präzise, ortspezifische Intervention weist Parallelen zum Entstehungsprozess ihrer Papierarbeiten auf: Aus der ‘Wiederholung’ der Idee eines Raumes hat sie einen neuen Raum kreiert, den sie nun für die Präsentation ihrer aktuellen Papierarbeiten und einer für diese Ausstellung konzipierten Soundinstallation verwendet.

Die Serie BLACK BLACK VII besteht aus sieben gleichformatigen, schwarz-weissen Tuschearbeiten. Auf den ersten Blick scheint nicht nur das Format, sondern auch der Inhalt der Werke gleich zu sein. Die Bilder basieren tatsächlich auf einem Prinzip mehrmaliger Reproduktion. Durch die manuelle, nicht industrielle Herstellung der Kopien entstehen jedoch keine echten Kopien, sondern Unikate.

Dream baby dream baby dream baby dream... setzt sich aus zwei Aktivboxen, einem Mixer, einem Plattenspieler und zwei Schallplatten zusammen, die auf einem schwarzen Teppich installiert sind. Besucherinnen und Besucher sind eingeladen, die eine und/oder die andere Schallplatte auf dem Plattenspieler zu legen, um diese zu hören. Genaugenommen handelt es sich um sogenannte Dubplates, die aus dünnen Aluminiumplatten bestehen, beschichtet mit einem Lack, in welchen das Audiomaterial geschnitten wird. Im Vergleich zu gepressten Schallplatten hat eine Dubplate eine sehr viel geringere Lebensdauer. Die Audioqualität verändert sich beim wiederholten Gebrauch, die Tonspur verschlechtert sich bis zur kompletten Auflösung. Je mehr Besucherinnen und Besucher die Dubplates hören werden, desto schneller wird die Arbeit sich verändern und verschwinden. Ähnlich wie die Audioarbeit werden auch die Lichtverhältnisse im Laufe der Ausstellung leicht variieren. Je länger die Filterfolien der Sonnenstrahlung ausgesetzt sind desto schneller verlieren sie ihre Farbstabilität und –konsistenz.

Die Bilder im zweiten Raum der Ausstellung sind Tusche- und Aquarellarbeiten auf A4-Papier aus den Serien Cosmic Correlation. In ihrem künstlerischen Schaffen verwendet Stalder häufig das gebräuchliche DIN-A4-Format aufgrund seiner Masse und Proportionen. Im Unterschied zu ihren grossformatigen Arbeiten sind auf diesen kleineren Werken verschiedene geometrische Formen zu finden. Sie stehen in Verbindung mit der Form der Raute und sind direkt von dieser abgeleitet.

Monika Stalder (*1981 in Sumiswald/BE, lebt und arbeitet in Zürich und Biel/Bienne) studierte Bildende Kunst an der Zürcher Hochschule der Künste, wo sie 2012 den Master of Arts in Fine Arts abschloss. 2013 gewann Stalder das erste Stipendium Swiss Artist Tblisi und erhielt somit die Möglichkeit, drei Monate in Georgien zu leben und zu arbeiten. Nach ihrer Rückkehr in die Schweiz bezog sie ein Atelier der Stiftung BINZ39.

Monika Stalder hatte Einzelausstellungen u.a. in: Espace Libre, Biel (2015); Kunsthalle Tropical, IS (2015); 39 great jones, New York (2015); CCA, Centre of Contemporary Art – Tbilisi, GE (2013). Sie war an verschiedenen Gruppenausstellungen beteiligt: Kunstmuseum Thun (Cantonale Berne Jura, 2014); Helmhaus Zürich (2014). Sie initiierte und beteiligte sich an Ausstellungen und Projekten in verschiedenen Institutionen in Zusammenarbeit mit Urs August Steiner, Juliane Wolski & Lydia Sandra Burkhalter-Melato, der Bibliothek Andreas Züst, Sam Porritt, Nicolas Raufaste, Roman Blumenthal & Peter Hauser.

(Text: Irene Grillo)



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