INSEL DER ANGST
Sabine Schlatter
20.2 - 21.3.2015
Kuratiert von Irene Grillo
Sabine Schlatter (*1977) studierte an der Zürcher Hochschule der Künste, wo sie 2008 zusammen mit Benjamin Egger als Künstlerduo eggerschlatter das Diplom erhielt. Die zwei KünstlerInnen bezogen kurz danach ein Atelier der Stiftung BINZ39. In ihren meist performativen Arbeiten untersuchten sie die scheinbar unkontrollierten Dyna- miken von Gemeinschaften, welche sich Räumen bemächtigen und diese somit neu bestimmen. Seit 2011 arbei- tet Sabine Schlatter allein. Sie hat ihre künstlerische Praxis neu ausgerichtet und eine eigene Sprache entwickelt.
Die Künstlerin beschäftigt sich mit der Frage nach den Möglichkeiten einer formalen und ästhetischen Umsetzung von Themen und Phänomenen wie Durchlässigkeit, Transparenz oder Zerbrechlichkeit. Dabei verwendet sie vorwiegend organische und natürliche Materialien wie Latex, Sand und Erde. In ihren neuen Arbeiten ist ausser- dem immer mehr Glas, Licht und Farbe zu finden. Weiter interessiert sie sich für das „Handwerk“ in der Kunst. «Mit Handwerk meine ich das direkte Erarbeiten von etwas mit den Händen. Die Hände als Tentakel vom Körper. Dadurch schreiben sich Dinge (z.B. Ideen, Formen oder Volumen) direkt in den Körper ein, welche es mir ermög- lichen, mit einer eigenen Sprache Geschichten zu entwickeln und entstehen zu lassen.»
Insel der Angst ist die erste Einzelausstellung der Künstlerin in der Schweiz, in der Schlatter ihr neues Schaffen zeigt. Die Ausstellung setzt sich aus verschiedenen Komponenten zusammen: Grossformatige Zeichnungen, Fo- tografien und Objekte, welche bezeichnend für Schlatters neue Bildsprache sind. Die einzelnen Teile sind durch Materialität, Form, Farbigkeit und Inhalt miteinander verbunden.
Eine wandfüllende Zeichnung hängt zum Beginn der Ausstellung. Es handelt sich um eine Farbstiftzeichnung, welche die Künstlerin als eine Art Gefüge oder System versteht: Formen und Farben überlagern sich und lassen dadurch unterschiedlich komplexe Geflechte entstehen sowie unterschiedlich dichte Transparenzen erscheinen. An gewissen Stellen wirkt die Zeichnung zerbrechlich und verletzbar, an anderen mächtig und kraftvoll. Der Entstehungsprozess dieser und der anderen Zeichnungsarbeiten, die in der Ausstellung präsentiert sind, ist für Schlatter zentral: Die Künstlerin hängt die grossformatigen weissen Blätter an die Atelierwand und trägt anschlies- send die Farbe direkt auf. Der Moment des Zeichnens wird für Schlatter zu einem Akt, der eine gewisse körperli- che Anstrengung erfordert. Die Farben und Formen füllen das ganze Zeichnungsblatt aus, sie nehmen Platz ein und breiten sich aus. Sie suggerieren, dass die Zeichnung sich ins Unendliche expandiert, wobei die Volumen immer im Verhältnis zum menschlichen Körper gedacht sind.
Die Künstlerin beschäftigt sich mit der Frage nach den Möglichkeiten einer formalen und ästhetischen Umsetzung von Themen und Phänomenen wie Durchlässigkeit, Transparenz oder Zerbrechlichkeit. Dabei verwendet sie vorwiegend organische und natürliche Materialien wie Latex, Sand und Erde. In ihren neuen Arbeiten ist ausser- dem immer mehr Glas, Licht und Farbe zu finden. Weiter interessiert sie sich für das „Handwerk“ in der Kunst. «Mit Handwerk meine ich das direkte Erarbeiten von etwas mit den Händen. Die Hände als Tentakel vom Körper. Dadurch schreiben sich Dinge (z.B. Ideen, Formen oder Volumen) direkt in den Körper ein, welche es mir ermög- lichen, mit einer eigenen Sprache Geschichten zu entwickeln und entstehen zu lassen.»
Insel der Angst ist die erste Einzelausstellung der Künstlerin in der Schweiz, in der Schlatter ihr neues Schaffen zeigt. Die Ausstellung setzt sich aus verschiedenen Komponenten zusammen: Grossformatige Zeichnungen, Fo- tografien und Objekte, welche bezeichnend für Schlatters neue Bildsprache sind. Die einzelnen Teile sind durch Materialität, Form, Farbigkeit und Inhalt miteinander verbunden.
Eine wandfüllende Zeichnung hängt zum Beginn der Ausstellung. Es handelt sich um eine Farbstiftzeichnung, welche die Künstlerin als eine Art Gefüge oder System versteht: Formen und Farben überlagern sich und lassen dadurch unterschiedlich komplexe Geflechte entstehen sowie unterschiedlich dichte Transparenzen erscheinen. An gewissen Stellen wirkt die Zeichnung zerbrechlich und verletzbar, an anderen mächtig und kraftvoll. Der Entstehungsprozess dieser und der anderen Zeichnungsarbeiten, die in der Ausstellung präsentiert sind, ist für Schlatter zentral: Die Künstlerin hängt die grossformatigen weissen Blätter an die Atelierwand und trägt anschlies- send die Farbe direkt auf. Der Moment des Zeichnens wird für Schlatter zu einem Akt, der eine gewisse körperli- che Anstrengung erfordert. Die Farben und Formen füllen das ganze Zeichnungsblatt aus, sie nehmen Platz ein und breiten sich aus. Sie suggerieren, dass die Zeichnung sich ins Unendliche expandiert, wobei die Volumen immer im Verhältnis zum menschlichen Körper gedacht sind.
Ganz im Gegenteil zu Model of a Body. Hier ist das organisch anmutende Objekt in eine enge Metallwanne gezwängt. Es hat genau so viel Platz wie es für seine Grösse benötigt, jegliche Bewegungen sind jedoch aus- geschlossen. Eingeklemmt zwischen den violett bemalten metallischen Wänden liegt der Körper starr, ohne die Möglichkeit, sich zu entfalten. Die undurchlässige Begrenzung verhindert ausserdem die Kommunikation mit dem Aussen. Starrheit und Bewegungslosigkeit vermitteln ein Gefühl von Angst, welches auch schon im Titel der Ausstellung erwähnt wird.
Der Titel der Ausstellung beinhaltet eine weitere Komponente: die Insel. Inseln sind Landmassen, die vollständig von Wasser umgeben sind. Ihre Einheit wird durch eine natürliche Grenze definiert, die nicht nur als Abgrenzung sondern auch als Übergang funktioniert. In Model for Island of Anxiety thematisiert Schlatter diese ständige Wech- selwirkung und Mehrdeutigkeit der Grenze, indem sie aus der Insel Rhizome herauswachsen lässt. Rhizome sind in der Botanik wie auch in der Philosophie nicht lineare Entwicklungssysteme, die sich jeglichen Hierarchien und Dichotomien entziehen. Aus diesem Grund werden sie oft als Metapher für ein postmodernes Modell der Wis- sens- und Weltorganisation verwendet.
Schlatter verknüpft die Funktion der Grenze mit derjenigen der Membrane. Membrane sind wichtige Umrundun- gen von Organen, die den Austausch zwischen Innen und Aussen ermöglichen, gleichzeitig aber auch die Organe schützen. Model of a Membrane und Light in a Fence sind leuchtende Objekte. Das Licht schimmert durch die verschiedenen Membranen aus Latex und lässt sie teilweise transparent erscheinen. Das Licht durchflutet das Material, die Farbe und die Form, nur an gewissen Stellen kommt es aber durch.
Text von Irene Grillo
Der Titel der Ausstellung beinhaltet eine weitere Komponente: die Insel. Inseln sind Landmassen, die vollständig von Wasser umgeben sind. Ihre Einheit wird durch eine natürliche Grenze definiert, die nicht nur als Abgrenzung sondern auch als Übergang funktioniert. In Model for Island of Anxiety thematisiert Schlatter diese ständige Wech- selwirkung und Mehrdeutigkeit der Grenze, indem sie aus der Insel Rhizome herauswachsen lässt. Rhizome sind in der Botanik wie auch in der Philosophie nicht lineare Entwicklungssysteme, die sich jeglichen Hierarchien und Dichotomien entziehen. Aus diesem Grund werden sie oft als Metapher für ein postmodernes Modell der Wis- sens- und Weltorganisation verwendet.
Schlatter verknüpft die Funktion der Grenze mit derjenigen der Membrane. Membrane sind wichtige Umrundun- gen von Organen, die den Austausch zwischen Innen und Aussen ermöglichen, gleichzeitig aber auch die Organe schützen. Model of a Membrane und Light in a Fence sind leuchtende Objekte. Das Licht schimmert durch die verschiedenen Membranen aus Latex und lässt sie teilweise transparent erscheinen. Das Licht durchflutet das Material, die Farbe und die Form, nur an gewissen Stellen kommt es aber durch.
Text von Irene Grillo